Montag, 21. November 2016

Katrin Lompscher - Berlin baut Wohnungen – aber wie?


Ein Beitrag von Frau Katrin Lompscher zum Thema Wohnungsbau und Bürgerbeteiligung, der auf eine neue Politik hoffen lässt.
Den Beitrag haben wir auf Ihrer Webseite gefunden.

"Berlin wächst, schneller als prognostiziert. Die Mieten steigen, stärker als anderswo. Die Einkommen hinken hinterher. Die Wohnungsfrage ist politisches Top-Thema. Welche Antworten  sind richtig?
Tempelhofer Feld, Mauerpark, Oeynhausen, Freudenberg-Areal, Lichterfelde Süd, Elisabethaue, Michelangelostraße, Karl-Marx-Allee – die Aufzählung umstrittener Berliner Orte ließe sich mühelos verlängern. Sie macht deutlich, dass Wohnungsneubau in der Stadt auf Interessengegensätze und Widerstand trifft. Dabei geht es vielfach nicht um das Bauen an sich. Der Neubaubedarf wird breit anerkannt. Nachbarn und Engagierte wehren sich aber gegen die Zerstörung von Grünflächen, gegen Investorenprojekte mit horrenden Mieten oder Preisen, gegen zu hohe Baudichten, gegen den Verlust von Parkplätzen und Sonne, gegen fehlende Infrastruktur.
In diesen Argumenten liegt der Schlüssel für eine kooperative Stadtentwicklung und einen Wohnungsbau, den die Stadt braucht und verträgt. Zugleich darf der Schutz des preiswerten Wohnungsbestandes nicht aus dem Blick geraten, wenn Berlin die soziale Balance nicht verlieren soll.
Wohnungsneubau muss stadtverträglich, wirtschaftlich und sozial sein, anders gewinnt er nicht die nötige Akzeptanz. An Nachverdichtung führt kein Weg vorbei, aber diese darf nicht auf geschützten Grünflächen und städtebaulich isoliert erfolgen. Die intensivere Überbauung oder die Umnutzung von Bau- und Brachflächen müssen sorgfältig geplant werden, auch mit einem längeren Zeithorizont. Und sie muss mit der Nachbarschaft frühzeitig diskutiert werden, um Unterstützung zu gewinnen und Anregungen für Wohnumfeldverbesserungen zu integrieren. Den unbestreitbaren Nachteilen müssen Vorteile gegenüberstehen.
Entscheidend für die Akzeptanz des Wohnungsneubaus ist neben einem städtebaulich überzeugenden Konzept dessen soziale Ausrichtung. Der jüngste Beschluss des Senates einer Sozialwohnungsquote von mindestens 25 Prozent bei Neubauvorhaben Privater, für die ein Bebauungsplan erforderlich ist, greift zu kurz.  Zum einen benötigt nur ein kleiner Teil der aktuellen Wohnungsbauprojekte Planungsrecht. Bei allen anderen besteht also weiterhin die Möglichkeit zur maximalen Rendite. Zum anderen haben fast 60 Prozent der Berliner/innen mit ihrem geringen Einkommen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Die Quote muss also hoch.
Deshalb wird mehr kommunaler Wohnungsbau gebraucht. Das bisher größte städtische Projekt - die Treskow-Höfe in Karlshorst - ist städtebaulich gelungen, und war übrigens zu keinem Zeitpunkt in der Nachbarschaft umstritten. Aber weil es ohne Förderung errichtet worden ist, sind die Mieten hoch. Kommunaler und geförderter Wohnungsbau in großem Umfang, in guter Qualität, mit der notwendigen Infrastruktur und breit über die Stadt verteilt – das ist die aktuelle Herausforderung. Dafür sind nicht nur mehr Grundstücke und Planungsvorlauf nötig, dafür muss auch mehr öffentliches Geld bereitgestellt werden. Damit Berlin eine soziale Metropole wird!"

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